„No Way Back“: Wie wir starteten
Geschichten über schicksalhafte Begegnungen von Band-Gründungsmitgliedern sind in vielen Biografien nachzulesen. Manches Mal hat die eine Seite die ersten Tage der Band anders wahrgenommen als der andere.
Wenn ich von unserer Band erzähle, wird das nicht anders sein. Ich erzähle hier meine Version unserer Band No Way Back. Larissa, Eve, Katrin und Anna können das ganz anders sehen.
Unsere Band hat sich schon vor 2020 aufgelöst. Wir hatten nie wirklich den Anspruch, mit unserer Musik groß rauszukommen. Aber wir haben in unserer dreijährigen aktiven Zeit, in der wir Konzerte gegeben und mindestens zweimal die Woche drei Stunden gemeinsam geprobt haben, viel erlebt und gelernt. Das möchte ich gerne an die Menschen, die selbst eine Band gründen wollen, weitergeben.
Der Anfang
Ich habe schon als Grundschulkind gerne im Chor gesungen. Meine Familie ist sehr musikalisch, also ging ich murrend und quengelnd in den Blockflötenunterricht. Mit zehn bekam ich eine erste Gitarre. Der Gitarrenunterricht gefiel mir aber nicht besonders gut, denn der Lehrer beharrte auf der klassischen Schiene, die ich als Zehnjährige wirklich langweilig fand. Meine Eltern hatten irgendwann ein Einsehen, und ich stieg auf Akkordgitarre um.
Mittlerweile konnte ich Noten lesen, und auch die Musiktheorie war kein Neuland für mich. Vieles machte ich intuitiv. Die Auftritte mit dem Chor hatten mir gezeigt, dass man mit einer guten Vorbereitung keine Angst vor dem Publikum haben muss und sogar eine geballte Menge Spaß haben kann.
Zu zweit, zu dritt, zu viert
Mit vierzehn wünschte ich mir ein Keyboard und begann nach einigem Herumprobieren, eigene Stücke zu spielen. Irgendwann erzählte ich im Musikunterricht davon. Larissa, die in meiner Klasse war, fragte mich danach, ob wir mal zusammen spielen sollten. Sie hatte seit einem halben Jahr Schlagzeugunterricht und wollte mit anderen Musikern spielen. Einmal pro Woche probierten wir aus, waren in der Schule mehr zusammen, besprachen unsere musikalischen Erfolge – bis uns Eve auf dem Schulhof ansprach. Sie hatte Geige gelernt, war dann auf Cello umgestiegen und liebäugelte mit einer elektrischen Bassgitarre. So waren wir schon zu dritt. Eves Schwester Anna, die Gitarre spielte, rutschte irgendwie ganz automatisch noch mit hinein. Mittlerweile war ich sechzehn, und wir hatten noch immer großen Spaß daran, miteinander zu spielen, Stücke von anderen zu covern und selbst zu texten und zu komponieren. Eve und ich sangen, Larissa trommelte, Eve spielte Bass, Anna Gitarre, ich wechselte zwischen Gitarre und Keyboard. Aber irgendwie fehlte uns, neben einer dritten Gitarre, noch die richtige Würze.
Komplett!
Wie wenig man von seinen Mitschülern weiß, erkannte ich, als ich bei einer Schulfeier Katrin erlebte. Sie war im Jahrgang unter uns, und nun musste ich feststellen, dass seit Jahren fast täglich eine Virtuosin an der Mundharmonika in meiner Nähe gewesen war, und ich hatte es nicht gewusst. Katrin spielte mühelos und frech, flirtete mit dem Publikum und bekam begeisterten Applaus. Larissa, die bei der Feier neben mir saß, nickte mir zu. In der Pause sprachen wir Katrin an und hatten den fehlenden Teil für unsere Band gefunden. Katrin war nicht nur die Würze unserer Band: Sie spielte auch Gitarre!